Spätestens seit dem Film „Vaiana – Das Paradies hat einen Haken“ dürften die Polynesier als Entdecker und Seefahrer allgemein bekannt sein, doch Seenomaden waren auch vorher schon ein beliebtes Thema in Rollenspielen. Im Buch Sea People – The Puzzle of Polynesia von Christina Thompson beschreibt die Autorin die Geschichte der Polynesier und wie wir Europäer sie kennengelernt haben.
Sprachlich ist das Buch sehr angenehm, es liest sich mehr wie eine Reisebeschreibung als wie ein Fachbuch. Tatsächlich nimmt die Autorin uns auch mit auf eine Reise, sie reist nämlich durch die Zeit und erzählt dabei, wie die verschiedenen Forscher auf die Polynesier eingingen und was sie von ihnen hielten, aber auch, welche Schwierigkeiten es bei der Forschung gab.
Ein Großteil des Buches geht dabei auf die Schwierigkeiten ein, das polynesische Wissen in europäisches Wissen zu übersetzen: Denn beide Seiten hatten Kenntnisse, die der anderen fehlten, fanden es aber schwierig, sie der jeweils anderen verständlich zu machen. Erst im späten 20. Jahrhundert gelang es der Polynesian Voyaging Society, beide Ansichten zu verbinden, als wissenschaftlich ausgebildete Haiwai’ianer von traditionellen Navigatoren lernten.
Nach allem, was ich gehört habe, ist das Buch ein hervorragendes Grundlagenwerk, wenn man sich mit der Geschichte und Kultur Polynesiens auseinandersetzen möchte. Das kann ich aber nicht beurteilen, weil ich kein Fachmann bin. Was ich sagen kann: Das Buch macht Lust auf Polynesien. Nach dem Lesen möchte ich mehr darüber wissen, weil es so faszinierend klingt.
Ich würde mir allerdings nicht zutrauen, allein anhand dieses Buches eine Kampagne in Polynesien zu spielen. Es deckt zwar das Wissen ab, dass man für die wichtigsten Abenteuermomente braucht, aber es fehlt viel von dem Wissen, das man für das Flair einer Kampagne braucht.
Gleichzeitig ist das Buch dadurch aber allgemein eine Hilfe für Kampagnen, in denen es um den Kontakt zwischen verschiedenen Kulturen gehen soll. Nahezu jedes Kapitel bietet mindestens einen Abenteueraufhänger für solche Kontakte an.
Ich kann das Buch insgesamt jeden empfehlen, der entweder eine entsprechende Kontakt-Kampagne plant oder einen wissenschaftlich fundierten, aber dennoch leicht verständlichen Einstieg zu polynesischer Geschichte sucht.