Ich war dieses Jahr auf dem Burg-Con in Berlin, um alte Bekannte zu treffen, neue Leute kennenzulernen und natürlich eine Runde Lite zu leiten. Das Setting war Supers, welches sich derzeit in der Entwicklung befindet, aber noch im Laufe des Sommers erscheinen soll.
Die Gruppe war sehr gemischt, harmonisierte aber zumindest aus meiner Sicht erstaunlich gut. Die Eckdaten waren schnell abgesteckt, danach ging es an die Charaktererschaffung. Die illustre Superheldengruppe bestand aus:
„E“ – Elektrobeherrscherin und Technikfreak. Diese 87 Jahre alte Damen verfügte dank ihrer superkuscheligen Wollpullis immer über die erforderliche statische Elektrizität, um ihre Kräfte anzuwenden.
„Meteora“ – Diese gelenkige Cheerleaderin kann sich nahezu überall durchwinden und zudem Meteoriten und sonstige Himmelskörper gezielt auf die Erde stürzen lassen.
„Prinzessa“ – Als Sidekick ihrer Mutter Meteora konnte dieses junge Fräulein Gegenstände per Telekinese bewegen, solange sie mit ihrem klingenden Dirigentenstab darauf zeigt.
„Der Grüne Daumen“ – Ein junger Superheld, der nicht nur mit Pflanzen sprechen, sondern sie auch verstehen und befehligen kann.
„Durchblick“ – Dank des Röntenblicks weiß dieser charmante junge Herr immer, was auf der anderen Seite der Wand abgeht. Er trägt normalerweise Kontaktlinsen, damit niemand seinetwegen Krebs erleidet.
„Bingo“ – Etwas verplant, aber solange er seine Bommelmütze aufhat, holt er sich zumindest keine blutige Nase, sondern geht einfach durch die Wand. Er fährt am liebsten auf seinem Super-Segway.
Die Gruppe startete gemütlich beim Einkaufen in ihrem Lieblingsgemüsemarkt, wo neben ihnen noch eine Mutter mit ihren beiden Kindern, ein Hippie, eine rüstige Polizistin und der Verkäufer anwesend waren. Wie es sich für Superhelden gehört, lauerten natürlich in genau diesem Laden Rhabarbermänner und griffen just an, als die Helden vor dem Auberginenregal standen.
Die erwürfelten Misserfolge der Spieler ruinierten den Laden, der anschließend aus einer Mischung von Gemüsematsch, ausgetriebenen Bohnenranken und Wasser aus der Sprinkleranlage bestand. Alle Superhelden achteten darauf, nicht beim Einsatz ihrer Superkräfte gesehen zu werden, was den Rhabarbermännern große Vorteile verschaffte. Dennoch gelang es den Helden, den Verkäufer, die Polizistin und die beiden Kinder zu retten. Dem armen Hippi hingegen wurde beim missglückten Rettungsversuch zudem noch ins Bein geschossen.
Mit der Mutter und dem Hippi verschwand der übriggebliebene Rhabarbermann in einem schwarzen Lieferwagen und brauste davon. „E“ konnte allerdings noch rechtzeitig einen „E“-Peiler an seinem Wagen befestigen, bevor sie sich daran machte, ihre Kollegen aus der Ruine des Gemüseladens zu befreien (nachdem sie eine Familienpizza bestellt hatte, als Ersatz für das wegen akuter Ladenzerstörung ausgefallen Grillen).
Etwas später erschienen auch Rettungskräfte, ein Sozialarbeiter und die Polizei. Die Superhelden waren etwas pikiert, als sie hörten, wie einer der Polizisten zur Polizistin sagte: „Gut, dass keine Superhelden da waren. Du wirst in drei Tagen pensioniert, das hättest du bestimmt nicht überlebt.“ Sie machten sich daher auf den Weg, die Rhabarbermänner zu stoppen.
Aus dem Hauptquartier heraus konnten sie den „E“-Peiler folgen, der sie zu einer Flughafenbaustelle am Rande der Stadt leitete. Der Peilpunkt war allerdings zu groß programmiert, weshalb sie nicht genau sagen konnten, wo der Lieferwagen ist – nur, dass er irgendwo ins Parkhaus verschwand.
Die Gruppe untersuchte unter Einsatz ihrer Superkräfte das Parkhaus und Prinzessa gelang es schließlich, eine getarnte Garagentür zu erspüren und durch Klapper aufzuzeigen. Bingo konnte sie daraufhin von innen öffnen.
Hinter dem Tor gab es einen Wegweise, Richtung Labor und Richtung UFO. Die Gruppe entschied sich fürs Labor, wo sie einen Haufen schwerbewaffneter Rhabarbermänner und einen verrückten SpacePear-Wissenschaftler bemerkten. Bingo brachte „E“ auf einer Abkürzung zum elektrischen Hauptschaltpult, wo sie eine gewaltige Überladung und diverse Explosionen auslöste. In dieses Chaos stürmte der Rest der Heldengruppe.
Meteora versuchte, die Entführten zu befreien, sperrte sich dabei selbst aber einem Mutationspod ein. Alle Versuche, daraus zu entkommen, machten es nur noch schlimmer, bis zu guter Letzt auch noch Durchblick mit ihr eingesperrt war und Prinzessa versehentlich die Schnellmutation auslöste. Meteora und Durchblick erhielten beide die Konsequenz Salartartige Hautkonsistenz, um ihre Profile wieder zu heilen.
Während Meteora noch mit dem Pod kämpfte, gingen die anderen gegen die Rhabarbermänner und den Wissenschaftler vor. Prinzessa und dem Grünen Daumen gelang es, die Kerne im Inneren der SpacePear zum Austreiben zu bringen und ihn anschließend kurzzuschließen, was zu einer großen Portion Birnenmus führte.
Durchblick mutierte versehentlich einen der Rhabarbermänner zu einer stärkeren Variante, bevor er die richtige Röntenfrequenz fand, um sie zu zerkochen. „E“ schirmte die Gruppe so gut es ging vor den Laserwaffen der Angreifer ab. Durchblick öffnete versehentlich einen weiteren Mutationstopf, aus dem ein Riesenbrokkoli entstieg und angriff, allerdings konnte „E“ ihn ablenken, woraufhin Bingo ihn mit seinem Segway sauber in drei Teile zerschnitt.
Aus den Aufzeichnungen des Wissenschaftlers entnahm die Gruppe, dass er plante, sämtliche Gemüsesser zu versklaven, weil er sie für abartige Kannibalen hielt. Außerdem deutete er an, dass er einen bekannten Superhelden in seinem UFO gefangenhielt.
Die Gruppe ging daraufhin zum UFO, wo sie das seit einiger Zeit vermisste Grüne Gespenst fanden. Es bedankte sich für die Rettung und gab jedem Gruppenmitglied eine Gespenstermünze, die ihnen Zutritt zur Clark-Wayne-Stiftung erlauben würde. Außerdem bat er sie, auf die Stadt aufzupassen, während er einen guten Arzt aufsucht, um seine Mutationen behandeln zu lassen.
Die Helden versprachen es und kehrte in ihr Hauptquartier zurück, wo sie ihren Sieg fröhlich feierten.
Die Gruppe harmonisierte sehr gut und fand sich schnell darin ein, sich mit ihren Misserfolgs-Würfeln selbst in die Bredouille zu bringen. Nahezu aller der oben beschriebenen Katastrophen gehen auf Ideen der Spieler zurück. Besonders die Spielerin von Prinzessa war begeistert, dass sie („obwohl sie noch ein Kind war“) mitspielen durfte und legte sich voll ins Zeug. Auch die Spielerinnen von „E“ und Durchblick zündeten ein wahres Feuerwerk von Verrücktheiten, wodurch der eher junge (≈ 11) und zurückhaltende Spieler des Grünen Daumens etwas ins Hintertreffen geriet (wozu dann auch noch etwas Würfelpech kam). Mit der Gruppe in der Zusammensetzung würde ich jederzeit wieder spielen, so macht Leiten richtig Spaß.
Insgesamt hätte das Abenteuer problemlos länger sein können, ich hatte etwas zu viel Puffer für Charakterbau und Irrwege eingeplant. Es hat doch sehr viel Zeit gespart, dass jeder Spieler die möglichen Würfelverteilungen und die Mackentabelle von SpacePirates (zur Inspiration für Merkmale) vorliegen hatte.
Andererseits dürfte das kurze Abenteuer den beiden Kindern in der Gruppe vermutlich entgegengekommen sein, da es so nur sehr wenige und kurze Phasen gab, wo sie nur Zuhören konnten, aber nicht aktiv mitspielen. Insgesamt zeigte die Runde aber, dass Lite sich mit kurzen Abenteuern auch problemlos für gemischte Runden eignet.
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