Ich habe gerade Karl Malantes’ Buch Was es heißt, in den Krieg zu ziehen gelesen. In diesem Buch beschreibt er seine zwiespältigen Erinnerungen an Vietnam, wie es ihn verändert hat und wie er gelernt hat, mit diesen Erfahrungen umzugehen. Er spricht dabei viel von spirituellen Ritualen, die ihm geholfen haben. Ich denke, das Buch eignet sich dank seines Schwerpunkts vom Krieg als Tempel des Mars auch, um Rollenspielwelten zu bereichern.
Nun bin ich kein Experte, was Mythologie, Theologie und die Antike angeht, kann also nicht sagen, wie wissenschaftlich korrekt er die Mythen interpretiert. Ich bin auch kein Psychologe oder Traumtherapeut und kann daher nicht einschätzen, ob seine Ratschläge zum Umgang mit PTBS auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand sind. Allerdings weiß ich, dass vormoderne Heldenmythen tatsächlich genutzt werden, um PTBS zu behandeln: How PTSD treatment can learn from ancient warrior rituals.
Diese Mythen werden in Rollenspielwelten oft eingesetzt, aber zumindest für mich waren sie immer sehr abstrakt. Mit dem Buch werden sie lebendiger, konkreter. Ich denke daher, die Kombination dieses Buches mit den Mythen erlaubt es, spannendere, schlüssigere und vielfältigere Kriegervereinigungen fürs Rollenspiel zu erstellen, die eben nicht nur kämpfen, sondern auch eine spirituelle oder künstlerische Komponente haben.
Allerdings hat mir das Buch vermutlich nur geholfen, weil ich sehr wenig Erfahrung mit Militär, Gewalt und Krieg habe. Dadurch konnte es mir einen neuen Blickwinkel eröffnen. Erstaunlicherweise hat es mir so ganz nebenbei erlaubt, ein erschreckendes Erlebnis aus meiner Jugend besser zu verstehen.
Das Buch ist keine stringente Abfolge, sondern springt zwischen Kriegserlebnissen, Nach-Kriegs-Erlebnissen und Aha-Momenten des Autors aus der Lektüre alter Mythen hin und her. Man gewinnt also nicht mit jeder Seite detaillierteres Wissen dazu, sondern stolpert immer wieder mal über mögliche neue Sichtweisen zu einem Thema, während anderes eher langatmig oder wiederholend wirkt. Dafür lässt sich das Buch allgemein gut lesen, weil es sich eben nicht an Spezialisten richtet und auf Fachsprache verzichtet (die wenigen Fachbegriffe werden immer in Fußnoten erklärt und bauen nicht aufeinander auf).
Von meiner Seite daher eine volle Leseempfehlung für dieses Buch.