Archiv für den Monat: August 2013

Das Ende von Deep Space Traders

Ich habe mich nach langem Hin und Her entschlossen, Deep Space Traders einzustellen. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Zunächst einmal funktionierte das Spiel nicht so, wie ich es mir vorstellte. Meine Idee war, dass sich die Spieler unter Gelddruck auf waghalsige Situationen einlassen, gezielt versuchen, Warenpreise zu manipulieren und sich allgemein wie ein klischeehafter Investmentbanker zu verhalten, der nebenberuflich Quacksalberprodukte verkauft. Diese Art Spiel unterstützen klassische Systeme wie SpacePirates aber nicht sonderlich gut, spielleiterlose Systeme wie City System oder Fiasko wären besser geeignet.

Gleichzeit fand ich es schwierig, Abenteuer zu schreiben, die sich vorrangig um den Handel drehen. Bei den meisten Ideen spielt der Handel selbst keine Rolle, sondern bildet lediglich den Haken, der die SC ins Geschehen zieht. In dem Fall brauche ich aber kein vollständiges Handelssystem, ein beliebiges klassisches System mit Regeln für den Verkauf von Plündergut tut es auch.

Zusammengefasst: Für das gewählte Regelwerk und meine Spielweise erwies sich der Fokus des Spiels als viel zu eng. Ich müsste ihn erweitern, auf eine Art »Colonial Merchant Adventurer in Space«. Hier läge der Schwerpunkt darauf, irgendwie Güter zu ergattern und heil nach Hause zu bringen, wo man auf jeden Fall gigantischen Profit erzielt. Zwischendurch wäre noch genug Zeit, Maharadschas zu stürzen, Ruinen zu erforschen, sich als Naturkundler zu verdingen und sonstige auf den ersten Blick sinnlose Dinge zu tun, die mehr dem Prestige als dem Einkommen dienen. Das beißt sich allerdings mit einem Großteil der bisherigen Regeln, weder die Kontakte noch die Handelsregeln funktionieren mit dieser Prämisse. Im Grunde bräuchte ich dafür bloß ein beliebiges Science-Fiction-System, das interstellare Raumfahrt bietet, bei dem die Kommunikation höchstens mit Reisegeschwindigkeit der Schiffe erfolgt und wo Reisen irgendwelche Gefahren mit sich bringen. Diese Art Regeln gibt es aber zuhauf, von Hellas – Worlds of Sun und Stone bis hin zu Traveller.

Warum Streetview empörte und Prism untergeht

Sascha Lobo twitterte ja vor einiger Zeit, Google Streetview habe die Menschen viel stärker empört als PRISM, Tempora & Co. es täten.

Ähnliche Beschwerden gibt es auch über die Reaktionen zum vorgeschlagenen VeggieDay der Grünen und anderen Punkten.

Das verwundert mich überhaupt nicht: Bei Streetview ging es nicht um Gesetze, sondern ganz konkret darum, dass Diebe auf diese Weise ihren nächsten Bruch erkunden, Leute beim Verlassen eines Bordells oder einer Stripbar aufgenommen werden oder der Partner einem mit der Affäre in Streetview sieht. Das mag alles weit hergeholt sein, klingt aber er so als sei es „mitten aus dem Leben“ gegriffen. Jeder kann diese Situationen nachvollziehen. Jeder kann nachfühlen, wie unangenehm das für die Betroffenen sein muss. Niemand will selbst in dieser Situation sein. Auch der vegetarische Tag betrifft mich persönlich, jemand will mir vorschreiben, was ich essen darf und was nicht!

Beim Überwachungsskandal geht es nicht mein Leben. In der ganzen Berichterstattung klingt nicht durch, dass die Überwachung mich persönlich betreffen könnte. Da geht es um „Gesetzesverstöße“, „Eingriffe in die Souveränität“, „Aufkündigung des Safe-Harbour-Abkommens“ und „Wirtschaftsspionage“. Bisher habe ich keinen einzigen Artikel darüber gelesen, dass die NSA die gewonnenen Daten nutzt, um „ganz normale Leute“ zur Spionage zu erpressen, indem sie z.B. droht, eine Affäre oder Raubkopiererei publik zu machen.

Wenn jetzt die Freundin der Tochter eines ehemaligen Kindergartenfreundes einen Terroranschlag durchführt – bin ich dann innerhalb der drei Kontaktstufen oder nicht? Die ganze Affäre wabert so im Ungefähren und Ungreifbaren, deshalb nimmt der greifbare Edward Snowden mit seinem Schicksal auch so viel mehr Platz in der Berichterstattung ein als die Spähaffäre selbst. Insgesamt wird über die Spähaffäre genau so berichtet, wie über hohe Politik berichtet wird: Das ist zwar alles nicht besonders schön, aber weit weg und nicht zu ändern.

Die Affäre ändert auch bei denjenigen, die sich darüber empören, nichts. Bisher bietet keine Partei standardgemäß verschlüsselte elektronische Kommunikation an. Keine Zeitung schreibt auf ihre Homepage „Diese Seite steht ihnen ab sofort nur noch per https zur Verfügung, um ihre Privatsphäre gegen die Ausspähung durch Geheimdienste zu schützen.“

Dabei wäre vollkommen egal, ob solche Aktionen die Geheimdienste nun abhalten oder nicht – wenn plötzlich ein Großteil der Seiten nur noch per SSL zur Verfügung stünde, wäre das ein deutlicher Hinweis: „verdammt, das betrifft mich! Sogar, wenn ich nur Zeitung lese!“. Diese Aktion wäre greifbar, fühlbar, hätte Auswirkungen auf mein Leben. Aber mit der derzeitigen Darstellung fühlt es sich bloß wie eine neue Sau an, die für den Wahlkampf durchs Dorf getrieben wird. Nur Leute, die die technischen Hintergründe kennen, verstehen, warum es tatsächlich ein Skandal ist und nicht bloß wieder eine Wahlkampfschlacht.

Deep Space Traders: Aufhören oder weiter?

Deep Space Traders siecht seit einiger Zeit vor sich hin und ich überlege jetzt, ob ich das Projekt einstelle. Dafür gibt es drei Gründe. Erstens habe ich festgestellt, dass es mir unglaublich schwer fällt, Abenteuer zu schreiben, bei denen der Schwerpunkt auf dem Handel liegt. Wenn der Handel bloß der Aufhänger ist, brauche ich kein Händlersystem, sondern kann ein gängiges Regelwerk benutzten. Zweitens sind inzwischen mindestens zwei andere Sci-Fi-Regelwerke mit Handelsbezug (Suns of Gold für Stars Without Numbers, NOVAbooklet: Cash&Cargo) erschienen (Traveller gab es ja schon früher). Drittens habe ich in meiner Testrunde gemerkt, dass ich mich verzettel und mir eine klare Vision für das Spiel fehlt.