Archiv für den Monat: August 2008

Der Wert eines Buches

Durch einige Diskussionen im Internet, Grabbelkisten im Antiquariat, Buchangebote in Rollenspielforen und den Besuch eines Umsonstladens habe ich mir die Frage gestellt: Welchen Wert hat ein Buch eigentlich?

Der ideelle Wert eines Buches muß, so man einigen Leuten (und dem Film „Free Rainer – Dein Fernseher lügt“) glaubt, geringfügig über „unendlich hoch“ liegen, auch wenn ich diese Ansicht nicht so ganz nachvollziehen kann. Bücher an sich sind weder künstlerisch wertvoller noch als Bildungsinstrument anderen Medien in jeder Hinsicht überlegen. Eher im Gegenteil: Die meisten Bücher sind recht seichte Unterhaltung, besonders in Liebes- und Fantasyromanen gibt es im Grunde nur unterschiedliche angemalte Standardhandlungen, die zudem oftmals schlecht geschrieben sind.

Trotzdem weigern sich einige Leute konsequent, Bücher wegzuschmeißen, selbst wenn sie in einem erbärmlichen Zustand sind: So habe ich im Umsonstladen Bücher gefunden, in denen ¼ der Seiten fehlten, deren Bindung sich aufgelöst hatte und deren Einzelblätter herumflatterten, die nur noch aus Eselsohren bestanden, stark Pappmaché ähnelten oder die aussahen, als wäre mit ihnen Kaffee umgerührt worden. Solche Bücher liest kein Mensch mehr! Natürlich, nun mögen wieder die Leute kommen, die sagen: „Aber irgendjemand könnte dieses Buch toll finden!“ – wer das glaubt, kann gerne eine neue Version des Buches kaufen und die einstellen oder seine vorhandene reparieren, bevor er sie weitergibt. Wenn der Besitzer nicht glaubt, das Buch sei diesen Aufwand wert, dann soll er es wegschmeißen und nicht damit den Umsonstladen verstopfen, in der Hoffnung, jemand anderes möge es toll finden und an seiner Statt reparieren. Erfahrungsgemäß passiert das nämlich nicht, stattdessen ist der Laden gezwungen, andere Bücher (auch solche in besserem Zustand) abzulehnen, weil einfach kein Platz da ist.

Kaputte Bücher haben zwar einen romantischen Nimbus als jene Bücher, die ein Kind fand und es bis zum Lebensende begleiten, aber das ist mehr Schein als Sein, zudem waren die Bücher in den „Sein“-Fällen zumeist auch mit Erinnerungen und Gefühlen verknüpft (z.B. ein Geschenk der verstorbenen Großtante) und nicht einfach im Laden abgegriffen.

Dieses Problem, daß der Wert von Büchern überschätzt wird, stellt sich aber nicht nur bei verschenkten Bücher, sondern auch, wenn Bücher verkauft werden sollen. Durchschnittliche Bücher, also solche, die gebraucht, älter als 5 Jahre und weder Kult noch stark gesucht sind, kosten fast nichts. Übliche Preise liegen zwischen 0,50 € für ein dünnes Taschenbuch und 2,00 € für ein dickes gebundenes Buch, jeweils in sehr gutem Zustand. (Dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, daß Buchhandlungen oder Jokers entsprechende Bücher im Dauer-Sonderangebot für 2,50 € bis 5,– € verramschen)

Daher meine Bitte: Schmeißt kaputte Bücher weg, wenn ihr sie nicht selbst reparieren wollt. Nutzt den Umsonstladen, um lesbaren Büchern ein neues Zuhause zu geben, nicht, weil ihr zu feige seid, Schrott zwischen zwei Buchdeckeln ins Altpapier zu werfen.