[Rezension] RuneQuest – Rollenspiel in Glorantha

RuneQuest gehört zu den Urgesteinen der Rollenspielwelt und erlebte schon diverse Auflagen. Nach Ausflügen in verschiedenste Welten kehrt es jetzt in der Glorantha-Fassung in seine Ursprungswelt „Glorantha“ zurück, einschließlich Einbindung der Regeln an verschiedene Eigenarten der Welt. Die deutsche Fassung erscheint im Uhrwerk Verlag.

Das Buch

RuneQuest – Rollenspiel in Glorantha ist nur einer von drei Teilen des RuneQuest-Regelwerks, es gibt auch noch ein Bestiarum und ein Spielleiter-Buch. Zu den anderen beiden Teilen kann ich nichts sagen, sie scheinen noch nicht übersetzt zu sein. Das Grundregelwerk selbst ist äußerst unhandlich: Ein etwa 450 Seiten dickes, gebundenes Buch im Format DIN A4. Für den Einsatz am Spieltisch eignet es sich damit wenig, da man es einfach nicht vernünftig halten kann. Hier würde es sich anbieten, zusätzlich die Schnellstartregeln fürs schnelle Nachschlagen bereit zu halten.

Aufbereitung

Das Buch enthält sowohl die Regeln als auch eine Weltbeschreibung für Glorantha. Es enthält keinerlei Gegenspieler, sondern bloß die Regeln für Spielercharaktere – für die „alten Rassen“ (Trolle, Zwerge, Elfen) und besondere Tiere ist man vollständig auf die beiden anderen Regelbücher angewiesen. Die Weltbeschreibung reicht hingegen für ein Spiel aus, auch wenn sie natürlich nicht annähernd komplett ist, aber das ist bei einer über Jahrzehnte gewachsenen Welt auch nicht zu erwarten.

Sprachlich schwankt die Qualität der Übersetzung stark. Einige Kapitel lesen sich flüssig, aber der größte Teil des Textes liest sich eher verquast. Teilweise lassen sich Sätze kaum verstehen, weil die Übersetzung so nah am englischen Satzbau klebt. Dazu kommen diverse kleine Layout-Fehler, wie z.B. die Darstellung von Brüchen als 5/6 anstatt ⅚.

Regeln

Die Regeln entsprechen dem Standard des W100-Unterwürfel-Systems, wie man es aus der BRP-Familie kennt: Attribute, die zum Bewürfeln multipliziert werden. Einen Sack von Fertigkeiten, die man durch praktische Anwendung, Ausbildung oder Studium steigern kann. Kleinteiliger Kampf mit Trefferzonen und aktiver Parade. Ergänzt werden sie durch einige Regeln aus Pendragon zu Hingabe, Hass und Loyalität sowie den Einkünften des eigenen Landbesitzes. Anstelle der Tugenden und Laster aus Pendragon verwendet es allerdings die namensgebenden Runen aus Glorantha.

Deren Einbindung ist im großen und ganzen recht pfiffig gelöst: An die wirklich mächtigen Zauber kommt man nur heran, wenn man einen besonders hohen Wert in einer Rune hat. Damit macht man sich aber auch von den Eigenarten dieser Rune abhängig, denn die können sich auch zum Nachteil des Charakters auswirken (z.B. hilft einem eine besonders hohe Menschen-Rune, mit Menschen umzugehen, macht es aber auch schwieriger, mit Wildtieren umzugehen).

Insgesamt sind es gut abgehangene Regeln, die funktionieren, aber keine bahnbrechenden Neuerungen.

Fazit

Insgesamt bin ich von den Regeln eher enttäuscht. Es ist ein Hybrid aus RuneQuest 2 und Pendragon, ohne große Anpassungen. Splittermond bietet meiner Meinung nach ein sehr ähnliches Spielgefühl, aber mit deutlich komfortableren Regeln und verständlicherer Sprache. Ich würde RuneQuest – Rollenspiel in Glorantha daher wirklich nur wegen der Verknüpfung von Regelwerk und Welt empfehlen. Alle anderen sind mit Splittermond meiner Meinung nach deutlich besser bedient.

4 Gedanken zu „[Rezension] RuneQuest – Rollenspiel in Glorantha

    1. belchion Beitragsautor

      RuneQuest würde ich nur benutzen, wenn ich auf Glorantha spielen möchte. Wenn ich einfach nur ein Fantasy-System vom BRP-Kaliber möchte, würde ich eher Splittermond nehmen.

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  1. ghoul

    Aber Glorantha steht doch auf dem Buch drauf? Wie kann das ein Kritikpunkt sein?

    Wie weit hast du das Buch denn gelesen und benutzt?
    Hast du Testpersonnagen gebaut? War es schwierig die relevanten Informationen in dem Buch zu finden oder war es dir einfach nur haptisch zu dick?

    Antworten
    1. belchion Beitragsautor

      Bisher war RuneQuest nicht fest mit Glorantha verbunden, sondern auch ein generisches Regelwerk. Der generische Teil der Regeln hat sich im Vergleich zu früher nicht verändert, nur die Verankerung mit Glorantha verstärkt – warum sollte das kein valider Kritikpunkt sein? Ich habe das Buch vollständig gelesen, sonst kritisiere ich es nicht. Ich habe auch Charaktere gebaut und fand das unübersichtlich. Schlimmer fand ich aber, schnell eine Regel nachzuschlagen: Regeln und Hintergrundbeschreibung sind bunt vermischt, also nicht nur verbunden, sondern es stehen immer wieder Kapitel zum Hintergrund mitten zwischen Regelkapiteln. Die Dicke des Buches macht es nur noch etwas unhandlicher.

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