Diese Begegnung kann sowohl unterirdisch als auch in einem Gebäude stattfinden, idealerweise bei Schummerlicht. Gedacht ist sie zwar eher für Fantasy mit eher wenig Magie, sie lässt sich aber auch für andere Genres anpassen.
Die Begegnung
In einem mit okkulten Glyphen / Graffiti versehenen Raum steht ein Kessel über einem offen brennenden Feuer / Gaskocher / Schneidbrenner. Nur das Feuer in der Mitte erleuchtet den Raum spärlich. In dem Kessel blubbert eine Flüssigkeit, der Rauch riecht bitter (nach dem Geschmack einer Grapefruit).
Um den Topf herum steht eine Gruppe von etwa 10 Menschen, die allem Anschein nach aus der Gegend stammen, in einem auf- und abschwellenden Singsang vertieft sind und sich dabei der Tonlage folgend vorbeugen oder hochstrecken. Sie singen in einer für die Gegend exotischen oder alten Sprache, etwa mansisch oder opuuo. (Leute, die die Sprache beherrschen, bemerken, dass sie sie augenscheinlich rein von einer schriftlichen Vorlage gelernt haben und keine Mutterspracheler sind.) Inmitten der Sänger, beim Topf, steht eine weitere Figur, die lediglich kurze Sätze (in der gleichen Sprache) ruft, auf die die Sänger zu reagieren scheinen. Nach jedem Ausruf wirft die Person einen Gegenstand (Campher, Kadaver, Holz, Glas) in den Topf.
Der ganze Raum ist mit konzentrischen Kreisen ausgefüllt, in deren Mitte der Topf steht. Auch in den Kreisen befinden sich wieder okkulte Zeichen, entweder in den Boden geritzt oder mit bunter Kreide aufgezeichnet.
Der Hintergrund
Bei dieser Gruppe handelt es sich um einen Rauschkult, der versucht, durch den berauschenden Rauch des Gebräus Kontakt zu einem überweltlichen Mentor aufzunehmen. In Wirklichkeit handelt es sich aber um eine durch den giftigen Rauch ausgelöste Massenpsychose (in magielastigeren Genre kann auch ein kleinerer Dämon den Kontaktversuch nutzen, um Anhänger zu rekrutieren und zu instrumentalisieren).
Wenn sie bei ihrem Ritual gestört werden, reagieren sie verärgert und beschimpfen die Gruppe. Sie suchen keinen Streit und versuchen bei einem Angriff zu fliehen bzw. ergeben sich. Es handelt sich ausnahmslos um Leute aus der Gegend, die sich machtlos fühlen und für alltäglich gefühlte Ungerechtigkeiten rächen wollen.
Auswirkungen
Wenn das Ritual abgeschlossen wird, quillt der hochgiftige Rauch aus dem Topf und verursacht in etwa 50 m Umkreis (bei guter Belüftung weniger) Panikattacken und verzerrt die Wahrnehmung. Entfernungen können nicht mehr richtig eingeschätzt werden und verändern sich beständig. (Nur noch kritische Erfolge und Misserfolge haben Auswirkungen, alle normalen Ergebnisse gelten als Fehlschlag).
Bereits vorher treten diese Wirkungen bei Leuten, die sich direkt in der Nähe des Topfes befinden, in schwächerer Form auf (Rettungs- oder Widerstandswurf gegen Gift, bei Fehlschlag −20 % des Maximalwerts auf alle Proben).
(Mit besten Dank an Bekki Haindl und Jens Reinecke, deren Ideen aus einer vollkommen anderen Diskussion auf Facebook zu einem Abenteuer in einem Abwasserkanal ich hier kombiniert habe.)
Eine interessante Begegnung, die sofern die Charaktere ihre Rettungswürfe schaffen wenig Herausforderung bietet. Wenn die Charaktere ihre Wissensproben schaffen, dürften sie auch erkennen um was für ein Ritual mit welchen Auswirkungen es sich handelt.
Interessant dürfte auch werden, wenn die Charaktere eine Person suchen und sie unter den Kultisten finden.
Stören die Charaktere das Ritual wird die Person ihnen nicht wohlgesinnten sein und wenn sie kann später nochmal bei so einem Ritual dabei sein.
Wurde das Ritual vollendet dürften die Nebenwirkungen auf die gesuchte Person interessant sein, mit denen sich nun die Charaktere rumschlagen dürfen.
Ich finde Kombination zweier Dinge an der Begegnung etwas seltsam. Um zum Kult zu gehören muss das Mitglied erstmal aus einem Buch eine Sprache erlernen. Je nachdem wie weit die Lese- und Schreibfähigkeit im Setting verbreitet ist, sagt dieses schon etwas über die Kultmitglieder aus. Grundsätzlich kostet das Erlernen der Sprache einige Zeit.
Nachdem man nun so viel Zeit in das Erlernen der Sprache investiert hat, wird man bei den oben beschriebenen Auswirkungen des Rituals nur genau einmal beim vollendeten Ritual dabeisein.
Panikattacken, verzerrte Wahrnehmung und etc. ist nichts was man gerne immer wieder erleben will.
Wenn die Auswirkungen des Rituals etwas wie die des Einwerfens von Partydrogen oder Rauschmitteln wären, könnte ich verstehen, dass man dem Rausch immer wieder mal haben will (unabhängig von der Suchtabhängigkeit).
Viel interessanter an der Begegnung finde ich was Du nicht (be)schreibst.
Wie wurden die einzelnen Kultmitglieder für diesen Kult rekrutiert?
Welche Bildung oder welches Wissen hat die Person, die die Dinge in den Topf schmeißt? Was sind seine genauen Ziele? Sind das die gleichen wie die der anderen Kultmitglieder?
Ist das ganze Ritual vielleicht nur Show, während nur eine bestimmte Zutat den „Rausch“ auslöst?
Nun ja, sie müssen die Sprache ja nicht richtig sprechen können, sondern bloß die Worte des Rituals auswendig lernen. Es reicht also, wenn ein Mitglied des Kultes oder auch nur ein Mentor einem diese Worte beibringt. So werden ja bis heute in christlichen Gottesdiensten lateinische, griechische und hebräische Anrufungsformeln verwendet und von der Gemeinde wiederholt, oft ohne dass die wüssten, was sie da genau singen (sie wissen nur, wie und womit sie auf diese Anrufungsformel reagieren).