Archiv für den Monat: Januar 2017

Der Dungeon unter Travnik

Es gibt ja Leute, die gerne in der echten Welt mit fantastischen Elementen spielen. Ich mag das eigentlich auch, finde es aber immer schwierig, dafür gute Abenteuer zu basteln. Beim Lesen des Romans Wesire und Konsuln fiel mir aber eine Szene auf, die man direkt in ein Rollenspiel verpflanzen könnte und die mich zu einem Dungeon inspirierte.

Im 15. Kapitel besucht der junge Konsularssekretär des Fossés den »illyrischen« (eigentlich venezianischen) Doktor Giovanni Mario Cologna, der etwas früher im Buch als Mann beschrieben wird, der Auftreten, Aussehen und selbst das Alter scheinbar beständig wandelt und nach esoterischem Wissen sucht. Er wohnt abseits auf einer steilen Anhöhe in einem verfallenen Haus, dessen Einrichtung man durch den Qualm im Inneren kaum erahnen kann.

Im Laufe des Gesprächs erzählt er, dass nahe dem Travniker Čaršija (dem Marktplatz) die Jeni-Moschee (Neue Moschee, hinter dem Link ein Bild des Geländes) stünde. Zu ihr gehöre ein großes Grundstück, das von einer hoher Mauer umgeben sei. Auf dem Grundstück wüchsen gewaltige Bäume, unter denen Gräber aus längst vergessenen Zeiten lägen.

Blick von der Travniker Burg in die Stadt, © travel_chris 2008.

Doch das sei noch nicht alles: Vor der Eroberung Bosniens durch die Osmanen (zwischen 1463 und 1478) habe auf diesem Grundstück die Kirche der Heiligen Katharina gestanden, deren Mauern bis in die Römerzeit zurückreichten. Ihre Sakristei befinde sich noch heute in der Moschee, denn keine weltliche Macht könne sie öffnen oder zerstören.

Doch Cologna hört hier nicht auf, sondern geht noch weiter zurück in die Vergangenheit: Bereits die Kirche stand auf einem älteren Heiligtum, gebaut aus gigantischen Blöcken roten Granits, in die Szenen aus dem Mysterienkult des Mithra gehauen wurden.

Weiterhin vermutet er, dass sich unterhalb des Mithräums noch ältere Kultstätten griechischer und illyrischer Herkunft befänden.

Ich finde ja, das gäbe einen super Dungeon ab: Ein öffentlich zugängliches Heiligtum, in dem es einen Ort gibt, den man nicht ohne weiteres erreichen kann, unter dem vermutlich drei Ebenen (halb-)vergessener Heiligtümer lagern…

RPG-Blog-O-Quest #016 – Jahresrückblick 2016

Die Greifenklaue möchte unsere guten Vorsätze und Erinnerungen wissen, na mal sehen, was mir da so einfällt.

1. Für 2017 hab ich mir in punkto Rollenspiel vorgenommen endlich mein persönliches Hausregel-OSR-System-Dokument zusammenzustellen.

2. Das beste/einprägsamste Erlebnis 2016 in Deiner Rollenspielrunde war als der Barbar in einer D&D5-Runde mit einem Felsbrocken im Obelix-Stil eine Phalanx Hobgoblins auseinanderkegelte.

3. Welches Rollenspielprodukt hat Dich im vergangenen Jahr am meisten erfreut?

Lite Supers – so viel Spaß hatte ich auf einem Con schon lange nicht mehr.

4. Welchen SC hast Du 2016 am meisten gespielt, welches System war das und an was werden sich die Mitspieler erinnern?

Achilles der Tiefling, seines Zeichens Arkaner Krieger nach D&D5. Die Mitspieler werden sich vermutlich immer daran erinnern, dass er in Notlagen immer wieder mal Dämonenbeschwörungen und Menschenopfer vorschlug (obwohl er eigentlich ein sehr netter und hilfsbereites Wesen war).

5. 2016 gilt als Jahr vieler toter Promis. Gab es auch tote SC (oder prominente NSC) in Euren Runden?

Ja, Dutzende. Neben Achilles diversen Nahtoderlebnissen sind sowohl die Rangerin als auch der Kleriker einmal richtig gestorben (und mussten wiederbelebt werden).

[RSP-Karneval] Verfluchtes Richtschwert

Diesen Monat geht es im Karneval der Rollenspiel-Blogs um das Thema »Verwunschen, verzaubert, verflucht«. Dieses Thema erinnert mich daran, dass mich die verfluchten Waffen bei D&D (und OSR-Klonen) ziemlich nerven: Der Fluch besteht in erster Linie darin, dass die Waffe einen Malus auf Trefferwurf und Schaden hat und man sie einsetzen muss. Kluge Köpfe fanden allerdings schnell Wege, einige der Nachteile zu ihrem Vorteil auszunutzen, was das gesamte Konzept reichlich ad absurdum führt.

Logo des Karnevals der Rollenspielblogs im Januar 2017: Verwunschen, verzaubert, verflucht.

Nun finde ich verfluchte Waffen an und für sich eigentlich recht gut, denn eine magische Waffe, die einfach nur einen Bonus auf Trefferwurf und Schaden gewährt, macht auch nicht viel her.

Mir spukt daher schon seit einiger Zeit die Idee im Kopf herum, den Einsatz magischer Waffen an sich stilvoller (und unsicherer) zu gestalten, indem einfach jede magische Waffe gleichzeitig einen Fluch trägt. Hierzu inspirierten mich zwei Waffen aus dem Computerspiel Baldur’s Gate: Der Verfluchte Wendespeer und das Bastardschwert gegen Gestaltenwandler. (Es gibt sie auch im PnP-D&D, aber in BG liefen sie mir erstmals über den Weg.)

Richtschwert

Richtschwerter (und Henkersbeile) sind mächtige magische Waffen, die Häschern überreicht werden, die schlimmste Verbrecher jagen. Im Kampf gewähren sie einen Bonus von +5 (bzw. den höchstmöglichen magischen Bonus, den das Regelwerk für magische Waffen vorsieht). Außerdem kann der Träger den Befehl (englisch Command) »Stehenbleiben, im Namen des Gesetzes« aussprechen.

Es gibt aber einen Haken: Wer mit dem Schwert einen Unschuldigen tötet (also jemanden, der weder Vogelfrei noch zum Tode verurteilt war), verliert dauerhaft Trefferpunkte: Das Trefferpunkte-Maximum sinkt unwiderruflich um 1W6.

Ein allzu sorgloser Verbrecherjäger pfeift also schnell aus dem letzten Loch, im Kampf gegen ein besonders mächtiges (und sonst unverwundbares) Monster hingegen mag man diesen Verlust riskieren.

Media Monday #288 (01/2017)

Damit ich mich regelmäßig zum Schreiben bringe, habe ich mir vorgenommen, am Medienmontag teilzunehmen. Das fettgeschrieben stammt vom Media Monday #288, das normal geschriebene sind meine Antworten oder Ergänzungen.

  1.  Im Jahr 2017 freue ich mich im Moment am meisten auf die letzte Staffel von Grimm. Nachdem die letzte Staffel meines Empfindens nach arg geschwächelt hat, hoffe ich nun auf einen würdigen Abschluss.
  2. Wohingegen 2016 Westworld für mich eines der Highlights war, denn so stark wurde ich von keiner Serie mehr mitgerissen, seit ich ein Kind war.
  3. Außerdem habe ich mir fürs neue Jahr vorgenommen, mein Rollenspielprojekt »In die Tiefen« fertigzustellen.
  4. Und nachdem ich zwischen den Feiertagen Gardenscape entdeckt habe, war ich sehr erfreut, weil das Spiel so unglaublich niedlich animiert ist und einen auf so putzige Weise zum Weiterspielen animiert.
  5. Bleibt nur zu hoffen, dass ich jedes Quartal einen Film finde, der mich ins Kino zieht. Letztes Jahr war das teilweise schwierig.
  6. Immerhin wird in diesem Jahr aber häufiger mal wieder ein Roman gelesen, nicht nur Sachbücher.
  7. Zuletzt habe ich Slingshot gelesen und das war sehr langweilig, weil gefühlt immer dann Technomagie zur Verfügung stand, wenn sie gebraucht wurde.

Mein Ergebnis der RPG Challenge 2016

In der RPG Challenge 2016 gab es insgesamt 25 Aufgaben zu erfüllen. 20 davon habe ich (mit etwas Wohlwollen) erfolgreich bestanden, wovon allerdings 8 auf ein einziges Con-Abenteuer in Berlin entfallen.

Die folgenden Aufgaben bleiben offen:

Ganz egal, wie weit ich die Interpretationsmöglichkeiten dehne, fällt mir nichts ein, womit ich diese Aufgaben erfüllt haben könnte. Es war zwar ein auf einer Fernsehserie basierendes Science-Fiction-RPG geplant, das fiel aber ins Wasser, weil die Gruppe sich stattdessen für D&D5 entschieden hat.

  • Spiele ein Rollenspiel, das in einer fernen Zukunft spielt.
  • Spiele ein Rollenspiel, das auf einem Film basiert.
  • Spiele ein Rollenspiel mit einem Charakter, der genau dir entspricht.
  • Spiele ein Rollenspiel, bei dem dein Charakter, den du nicht erst für diese Runde geschaffen hast, tragisch stirbt.

Die folgenden Aufgaben habe ich bestanden:

  • Spiele das Rollenspiel, mit dem Du dieses Hobby begonnen hast.

→ Das wäre Das Schwarze Auge, was ich 2016 tatsächlich einmal auf einem Con gespielt habe (wenn auch in einer anderen Ausgabe als der, mit der ich angefangen hatte.)

  • Spiele ein Rollenspiel, bei dem du eine NPC (weiblich) heldenhaft retten musst.
  • Spiele ein Rollenspiel, das nicht auf dieser Erde angesiedelt ist.
  • Spiele ein Rollenspiel, mit einem neuen, selbsterschaffenen Charakter.
  • Spiele ein Rollenspiel, das einen Award erhalten hat.

→ D&D5-Runde »Lost Mine of Phandelver« in den Forgotten Realms. Mein eigens für die Runde erstellter Tiefling-Krieger fing bei einem Angriff auf die gegnerische Kommandozentrale im Sturzflug die abgeschossene NSC-Paladinin auf, bevor sie auf dem Boden aufschlug.

  • Spiele ein Rollenspiel, dessen Handlung in Europa spielt.

→ Eine Runde »Vampire: the Masquerade« auf dem Burg Con in Berlin, in der die Gruppe im Berlin der Gegenwart Informationen zu einem verloren gegangenen Sarkophag gesucht haben.

  • Spiele ein Rollenspiel, das 2016 erscheint.
  • Spiele ein Rollenspiel, das nur in einer nicht-deutschen Sprache vorliegt.

→ Eine Runde mit den Schnellstartregeln zu »Conan: Adventures in an Age Undreamed Of«, die (im Gegensatz zum vollständigen Spiel) 2016 erschienen sind. Komplett neue Regeln, die bisher nicht übersetzt wurden.

  • Lies ein Spielbuch und beende das darin enthaltene Abenteuer erfolgreich.

→ Letztes Jahr hatte ich irgendwo »Catacombs of the Undercity« gefunden und in einer Mußestunde durchgespielt.

  • Spiele ein originales Rollenspiel aus den 80ern (Regeln und Abenteuer).

→ Eine Runde Chat-Rollenspiel mit »Advanced Dungeons and Dragons 1«, wo der SL ein in der Schublade wiedergefundenes selbst geschriebenes Abenteuer aus den 1980ern leitete.

  • Spiele das Rollenspiel, das jetzt im ersten Beitrag auf RSP-Blogs erwähnt wird.

→ Lustigerweise hatte ich eine Runde FIASKO gespielt, kurz bevor ich zum Spiel ging, war der letzte Artikel, den ich auf RSP-Blogs gelesen hatte, zu FIASKO gewesen.

  • Spiele ein Detektivrollenspiel und sei weder Polizist, Detektiv noch Gerichtsmediziner.

→ In Zeitwanderer – Auf der Suche nach den Zeitteilchen waren unsere Charaktere die Mitglieder einer Forschungseinrichtung, die munter durch die Zeit sprangen, um ihre verloren gegangenen Kollegen vor einem durch Zeitreise verübten Genozid zu retten.

  • Spiele ein Rollenspiel mit blauem Einband.

  • Leite ein Rollenspiel.
  • Spiele ein Rollenspiel mit einem Spieler, der noch nie ein Rollenspiel gespielt hat.
  • Spiele ein Rollenspiel im Urlaub oder auf einer Reise.
  • Spiele ein Rollenspiel auf einer Convention.
  • Spiele ein Rollenspiel, das innerhalb von zwei Stunden vollständig abgeschlossen ist.
  • Spiele ein Rollenspiel mit mindestens fünf Mitspielern.
  • Spiele ein satirisches Rollenspiel.

Eine Runde Supers Lite auf dem Burg Con in Berlin, in der die fünfjährige Tochter einer Mitspielerin deren Sidekick spielte (und damit ihre Rollenspieltaufe erlebte). Insgesamt saßen 7 Leute beim Spiel zusammen, wodurch das Abenteuer unglaublich fix gelöst war. Supers nimmt sich (wie alle Settings von jcgames) nicht so ganz ernst und überzieht die typischen Genredefinitionen. Zu guter Letzt war ich nur auf dem Burg Con, weil ich eh zum Urlaub nach Berlin gefahren war.