Rollenspieldesign mit freier Software

Einige Leute sehen es ja als Ziel, möglichst viel mit FOSS (Free and Open Source Software) zu arbeiten. Diese Software darf man nicht nur frei benutzen, sondern auch frei weiterentwickeln, weil man als Benutzer auch Zugriff auf den Quelltext hat.

Ist es möglich, ein Rollenspiel komplett mit FOSS zu entwickeln?

Betriebssystem

Ohne Betriebssystem geht gar nichts. Bei freien Betriebssystemen gibt es im Grunde zwei Möglichkeiten: Linux (z.B. OpenSUSE oder AlmaLinux) und BSD (z.B. GhostBSD). Zwar kann man noch viele weitere offene Betriebssysteme finden, aber die dienen eher zum Basteln als für die tägliche Arbeit.

Notizbuch

Bevor es ans Schreiben geht, muss man Ideen sammeln. Dafür braucht man ein Notizbuch oder einen Karteikasten (z.B. Tomboy oder Joplin).

Statistik

Ergeben die Regeln überhaupt Sinn? Pi mal Daumen kann man das meistens abschätzen, aber bei aufwändigeren Regelwerken wird das schwierig. Dann muss man unter Umständen die Statistik zu Rate ziehen, was ein echter Statistiker mit R tut. (Ich wüsste allerdings niemanden, der so etwas für Rollenspielentwicklung benutzt – wirklich nur für extreme Statistikfreaks.)

Schreibmaschine

Dann muss man die ganzen Ideen noch zu einem zusammenhängenden Text verbinden, sie also ins Reine schreiben. Dabei hilft FocusWriter, wenn man sich wirklich nur auf den Text konzentrieren will, aber natürlich kann man auch eine Textverarbeitung wie Libre Writer oder Calligra Words benutzen.

Rechtschreibung und Grammatik

Text alleine reicht nicht, richtig soll er möglichst auch noch sein. Der Korrektor kann hierbei Languagetool zuhilfe nehmen, um Rechtschreibung und Grammatik zu prüfen.

Bilder und Grafiken

Niemand möchte eine reine Bleiwüste, in vielen Fällen kann eine Grafik auch einfacher darstellen, was man zeigen möchte, als man es in Worten ausdrücken könnte. Hier unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Arten von Grafiken: Rastergrafiken, bei denen ein Bild in Farbpunkten gespeichert wird (z.B. Fotos) und Vektorgrafiken, bei denen ein Bild als mathematische Beziehung gespeichert wird (z.B. Piktogramme).

Gestaltung

Zu guter Letzt muss man Text und Grafiken noch anordnen sowie das ganze in ein druckfähiges Format bringen. Hierfür benötigt man eine Software zum Desktop-Publishing, als freie Software kenne ich da nur Scribus.

Das Web und Kommunikation

Irgendwie muss man dann das auch noch alles im Internet bekannt machen. Glücklicherweise basieren fast alle Webserver und Webhoster auf freier Software, da kann man also fast nichts falsch machen.

Wichtiger wären da die Kommunikationskanäle, denn viele soziale Netzwerke entsprechen nicht den Idealen freier Software. Anstelle von Twitter müsste man hier auf GNUsocial oder (für OSR-Fans) auf Mastodon tabletop.social setzen, Facebook oder Instagram wären natürlich ebenfalls tabu, als freien Ersatz gäbe es Diaspora*.

E-Mail und Chats auf der Basis von XMPP (Conversations) oder Matrix (Element) folgen offenen Standards, können also recht problemlos genutzt werden.

Fazit

Ja, man kann ein Rollenspiel komplett mit freier Software erstellen und vertreiben. In vielen Bereichen ist das für den ambitionieren Laien sogar problemlos möglich, etwa bei den Punkten Schreibmaschine, Rechtschreibung und Grafik. Besonders im Punkt Web und Kommunikation kommt man hingegen schnell an einen Punkt, wo es zwar theoretisch möglich ist, man aber massive Nachteile hinnehmen muss.

3 Gedanken zu „Rollenspieldesign mit freier Software

  1. Alfred Reibenschuh

    * im Bereich OS: fehlt definitiv Linux Mint bzw Ubuntu
    * im Bereich Grafiken: fehlt LibreOffice Draw
    * im Bereich Notizen: fehlt GNote bzw FreeMind
    * fehlt noch eine Referenz auf LaTeX

    PS: ich würde Kommunikationskanäle hier nicht so betrachten, da hier Äpfel mit Birnen verglichen werden (Software vs Dienste)

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    1. belchion Beitragsautor

      Nun ja, der Artikel soll keine umfassende Liste von Open-Source-Programmen sein. Da fehlen, selbst mit deinen Ergänzungen, noch dutzende Programme (z.B. Zim für Notizen) und Betriebssysteme (Distrowatch kennt elf große und hunderte kleine Distributionen). LaTeX hatte ich bereits im vorigen Artikel zu Layoutprogrammen im Rollenspiel genannt und auch erklärt, warum ich es für ungeeignet halte.

      Bei Kommunikationskanälen habe ich auch gezögert, mich dann aber entschieden, sie mit aufzunehmen: Schließlich beruhen auch Dienste im Endeffekt auf Software, ich vergebe kein Gütesiegel für „Rollenspiele aus garantiert offener Herstellung“, und als Ergänzung eignen sie sich für bestimmte Dinge ja durchaus.

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